From: Wanja Gayk <brixomatic@yahoo.com>
Subject: Re: Executive Zimmer - Hotel
Newsgroups: de.etc.sprache.deutsch
Date:Tue, 11 Dec 2007 20:30:20 +0100
Message-ID: <MPG.21c903b87105962598976b@news.hansenet.de>

An die blumigen und manchmal recht ausgefallenen Bezeichnungen für Objekte durch die Werbebranche gewöhnt man sich - so nicht zu sehr außerhalb des Verständlichen und Umgangsprachlichen. Auch Logik muss bei der Namensgebung nicht unbedingt im Spiel sein. ;-)

Ich werde mich nie an diese Scheiße gewöhnen.

Wenn die wieder ihre "Hair Energizer" und "Power Balls" featuren, dann flasht durch mein Dr.Kawashima-getraintes Brain ne fucking association mit Tasern and pornomäßig dicken Eiern.

Letztens haben meine eyez doch glatt wieder nen "Information Point" gesightet, da war ich erstmal völlig gestoked davon, schließlich wäre "Information" voll enough gewesen - war bestimt zu oldfashined German.
Wahrscheinlich war das Artwork vom gleichen Advertiser, der auch das Branding für die "Fitness Company" designed hat, oder dessen creative Input beim Brainstorming einiger Startup-Meetings zu "Nail Design Studio's" und "Hair Fashion Shop's" führt. Dazu noch ne gepflegte Portion Pomme's Deutsch zum gepflegten American's Dinner in Frank's Barbecue Shop - Frank ist jetzt auch kein Wurstwender mehr, er ist Customer Relations Officer und Sales Manager im Grill-Shop. Eat this, sucker!

Mir persönlich kommt vor solchen Läden immer ein besonderes amerikanisches Gefühl auf: Das Gefühl, das am besten beschreibt, indem man beim Schild der amerikanischen Kette "In and out Burger" den ersten und letzten Buchstaben von "Burger" wegschießt und dann nochmal lesen lässt (wie ironisch). Mein erster Gedanke zum Thema ist im allerbesten Fall im ebenso allerbesten scheiß-auf-grammatik-Englisch: "Stick your 'coffee to go' where the sun don't shine", besonders wenn mal wieder "coffee to go with nuts-flavour" angeboten wird, suche ich persönlich das Schamhaar in der braunen Suppe, ich weiß nicht, wie es euch da geht.

Doch zum zweiten Mal fällt mir der Begriff 'Executive Zimmer' auf, mit dem ich mich irgendwie nicht so sehr anfreunden kann.

Also ich finde "Executive Zimmer" wäre eine hervorragende Beschreibung für "Toilette" und zwar aus mehreren Gründen:
a) Der Ausdruck ist länger als der mittlerweile etablierte Begriff,
b) er klingt unglaublich modern,
c) meine Oma versteht ihn nicht,
d) 80% aller Deutschen verstehen ihn nicht und
e) es gibt einen Anschluss ans "Netz", damit man dort seinen "Download" erledigen kann.

Exclusives, Salon-, Deluxe, ja sogar Fürsten-Zimmer ist mir schon begegenet. Welche 'Verbindung' hat man da gefunden, um Executive ins Spiel zu bringen?

Geschäftsreisende denen "Business-Zimmer" einfach zu billig klingt, oder Vertreter, die den Begriff "Business" nicht verstehen, weil er zu englisch ist?

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Martin Gerdes