From:Helmut Barth <Helmut.Barth@arcor.de>
Subject: Re: Die Bremse stinkt mir
Newsgroups: de.etc.bahn.misc
Date: Fri, 19 Sep 2008 15:51:47 +0200
Message-ID: <48d3ae73$0$18736$9b4e6d93@newsspool1.arcor-online.net>

Salut!

Ralf Gunkel schrieb:

Ich hatte vor einiger Zeit (Keine Eisenbahner Sauftour sondern Heimreise
aus Wupp****) auch ein Ehepaar hinter mir die sich über den Geruch
wunderten und in mir den Eindruck gewisser Nervosität deswegen erweckten.
Ich habe ihnen einfach erklärt dass es von der Bremse kommt und nichts
besonderes ist.
[..]
Warum das aber so stark stinkt. Keine Ahnung, mir gefällt es auch nicht.

Die Kunststoffbremsklötze heißen eigentlich Kunststoffkombinationsbremsklötze weil sie neben dem Kunststoff noch andere Bestandteile (Metall? Keramik?) haben. Diese Bestandteile wollen aber eigentlich wohl nichts miteinander zu tun haben und würden gemeinsam in eine Bremsklotzform geworfen einfach wieder herausrieseln.

Ergo nimmt der gemeine(!) Techniker also ein Bindemittel welches die Bestandteile in Form hält. Da kann man aber nicht einfach Uhu-Kraftkleber (zb Endfest 300 oder so) aus der Tube nehmen, da dieser ob seiner Bestandteile einfach abfackeln würde, wenn es etwas wärmer wird. Fixogum eignet sich auch nicht so recht, weil dieses sich unter Krafteinwirkung heftigst dehnen würde (vgl. "eingeklebte" Heft-CDs).

Obwohl es bestimmt einen gewissen Charme hätte, wenn der aufgewickelte Gummikleber nach dem Halt den Zug wieder an den Startpunkt der Bremsung zurückkatapultierte. Man stelle sich die Reisenden vor die am Bahnsteig die Türen öffnen wollen und *twäääääängggg* ist kein Zug mehr da.

Nein, so geht das nicht. Da braucht es also irgendwas schwer brennbares das enorme Kräfte aushalten kann. Und genau dieses etwas hat nun die Eigenart bei den ersten Bremsungen mit neuen Belägen, oder bei besonders kräftigen Bremsungen mit älteren Belägen, einige seiner Bestandteile auszudünsten. Ich weiß, das ist für einen Geruch wie ins Eck gepisst sehr vornehm ausgedrückt. Aber das ist es nun mal, was da stinkt:
Bestandteile des Bindemittels.

Ob man das Problem durch Beimischung eines Duftwässerchens mildern könnte entzieht sich allerdings meiner Kenntnis. Da müßte sich dann der gemeine(!) Techniker zu äussern, wenn er sich ob des Stinkangriffs auf die Reisendennasen noch traut, vor die virtuelle Tür zu kommen.

Verschärft wird das Geruchsproblem übrigens an einigen Stellen wo man prinzipiell bremsen muß, der Mief aber nicht so richtig Abziehen will. Der "Langesfeldtunnel" Richtung Stuttgart ist zum Beispiel so eine Stelle. Da bremst man von ca. 200 km/h auf 100km/h (oder 0km/h so der Zuffenhäuser seine Einfahrt zu spät zieht) runter. Wenn man Plan fährt (oder einigermaßen immun ist gegen Reisendengemecker ;-) kann man
natürlich schon 2km vorher die E-Bremse aussteuern und den Einsatz der Klötzer vermeiden. Andererseits hat es natürlich einen winzigen Geschwindigkeitsvorteil am roten Zeiger der LZB entlangzubremsen.

Gerade bei LZB geführten Zügen mit reichlich Vorschau fällt es im übrigen besonders leicht, vorausschauend zu fahren und die kinetische Energie des Zuges nutzbringen wegzuwandeln. Wenn es da stinkt, dann stimme ich Ralfs [1] voll zu.

[1] Für Tf oder gar Lokführer hätte er mehr Feingefühl liefern müssen.

Grüßle, Helmut

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